Donnerstag,04.Juli 2024
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Goldpreis-Einbruch: Short-Seller nutzen ihre Chance

Der spontane Goldpreis-Einbruch am Freitag erinnerte an konzertierte Abverkäufe früherer Jahre. Das geschah am US-Terminmarkt!

Turbulenter Wochenabschluss

Der Goldpreis kam am gestrigen Freitag deutlich zurück. Der erste und entscheidende Rücksetzer kam parallel zur Meldung über die chinesischen Währungs- und Goldreserven per Ende Mai – um 10 Uhr. Diese sind erstmals seit November 2022 unverändert geblieben: Goldpreis im Gefahr? China stellt Gold-Käufe ein!

Gold, Goldpreis (Bild: Goldreporter)
Turbulenter Handelsverlauf am Freitag und idealer Zeitpunkt, um auf den Verkaufsknopf zu drücken und/oder im Abverkauf Short-Positionen glattzustellen. Denn der Goldpreis befand sich nach der Konsolidierung wieder im Aufschwung, aber es kamen „belastende“ Daten aus China und den USA, während die Chinesen schon im verlängerten Wochenende waren (Bild: Goldreporter).

In diesem Umfeld suchten westliche Short-Seller offensichtlich ihre Chance. Denn chinesische Händler können erst wieder am Dienstag eingreifen, weil dort am kommenden Montag Feiertag ist (Drachenboot-Fest).

Ganz nebenbei fielen die um 14:30 Uhr veröffentlichten US-Arbeitsmarktdaten für den Monat Mai deutlich besser aus als erwartet. Gleichzeitig stieg die Lohninflation stärker als prognostiziert. Und dieser Umstand stellt Hoffnungen auf baldige Zinssenkungen in den USA einmal mehr auf die Probe.

CoT-Daten

Interessant ist einmal mehr, was sich vergangene Woche auf dem US-Terminmarkt getan hat. Dazu betrachten wir zunächst die aktuellen CoT-Daten mit den Positionen der größten Händlergruppen im Geschäft mit Gold-Futures per 4. Juni 2024.

Hier nahm die Netto-Short-Position der „Commercials“ um 1,9 Prozent zu auf 265.931 Kontrakte. Auf der Gegenseite stieg die Netto-Long-Position der „Großen Spekulanten“ nur um 0,3 Prozent auf 237.302 Kontrakte. Dabei stiegen auch die Netto-Käufe des „Managed Money“ (Hedgefonds, Investmentgesellschaften) nur leicht um 2 Prozent auf 152.299 Kontrakte.

Open Interest

Aber erneut sehen wir einen kräftigen Rückgang beim Open Interest. Denn die Summe aller offenen Gold-Kontrakte an der COMEX sank im Vorwochenvergleich um weitere 7,8 Prozent auf 447.488 Kontrakte. Und bis zum Handelsschluss am Freitag ging es noch einmal um 1 Prozent nach unten auf 442.516 Kontrakte. Im Vorwochenvergleich (Freitag bis Freitag) sank der Open Interest um 3,7 Prozent.

Gold, CoT, COMEX Gold, CoT-Daten, Optionen, Put/Call-Ratio, Positionen, Commercials, SpekulantenDas heißt, hier gab es wie in der Vorwoche vor allem Aktivitäten innerhalb der Handelsgruppen, also   geringe Veränderungen der Netto-Positionen bei einer starken Abnahme der insgesamt gehandelten Verträge.

Gold-Optionen

Gleichzeitig nahm nun auch der Open Interest im Gold-Optionshandel wieder zu. Denn gegenüber ging es rauf um 7 Prozent auf 999.943 Optionen. Dabei stieg die Put/Call-Ratio auf 0,595. Das heißt, 100 Put-Optionen kamen zuletzt 168 Call-Optionen. In der Vorwoche waren es noch 171. Damit ist der übergeordnete Goldpreis-Optimismus leicht gefallen.

Goldpreis-Entwicklung

Den Kursknick am Freitag haben wir eingangs schon thematisiert. Um Punkt 10 Uhr ging es für den Goldpreis (auch Silber) bei großem Volumen einen Stock tiefer. Es kamen Folgeverkäufe und so verlor Gold an einem Tag 3,3 Prozent. Der Freitagsschlusskurs (August-Kontrakt) wird mit 2.311,10 US-Dollar pro Unze angegeben. Damit ergibt sich gegenüber Vorwoche ein Kursverlust von 1,5 Prozent. Dabei hatte der Goldpreis am Freitagvormittag noch sein Wochenhoch bei 2.406 US-Dollar erreicht.

Gold, Goldpreis, Goldchart
Goldpreis in US-Dollar, US-Futures (August-Kontrakt): Der Goldpreis erreichte am Freitag noch ein Wochenhoch, bevor am Terminmarkt die Verkäufer das Ruder übernahmen (Quelle: CME Group).

COMEX-Gold-Lager

Unterdessen sanken die Goldbestände in den COMEX-Tresoren innerhalb einer Woche um 10.000 Unzen auf 17,66 Millionen Unzen (Vorwoche: +110.000). Dabei nahmen auch die zur sofortigen Auslieferung an Kunden verfügbaren Gold-Bestände der Kategorie „eligible“ um 30.000 Unzen ab auf 9,67 Millionen Unzen (alle Zahlen gerundet).

Erkenntnis: Bei einem Open Interest von 442.516 Kontrakten handelten Trader Ende der vergangenen Handelswoche insgesamt 44.251.600 Unzen Gold in Form von Standard-Futures (100 Unzen pro Vertrag). Das heißt, der Gold-Futures-Handel an der COMEX war am Freitag zu knapp 40 Prozent mit entsprechenden Lagerbeständen gedeckt (Vorwoche: 38 Prozent).

Lieferanträge

Diese Unterdeckung wird vom Börsen-Betreiber damit gerechtfertigt, dass nur ein Bruchteil der Futures-Verträge tatsächlich physisch abgewickelt werden. Das heißt, am Ende des Kontrakt-Monats schließen die Parteien ihre Positionen hauptsächlich per Barausgleich. Wie hoch der Anteil ist, kann man ebenfalls aus einer wöchentlichen Pflichtmitteilung ersehen.

So meldete die Börsenaufsicht CFTC für den Kontraktmonat Juni nun insgesamt 28.574 Anträge auf physische Auslieferung von Gold. Damit kamen innerhalb einer Woche 1.713 hinzu. Im gesamten Vormonat waren es lediglich 2.750 „delivery notices“. Um im bisherigen Rekordmonat (Juni 2020) bestanden Händler 55.102-mal auf physische Auslieferung des als Futures gehandelten Goldes.

Gold in China

Geht nun der starke chinesische Einfluss auf den Goldpreis zurück? Betrachten wir dazu die Preisentwicklung an den verschiedenen Handelsplätzen.

Am Donnerstagnachmittag um 14:30 Uhr (8:30 Uhr Berlin; 2:30 Uhr New York) notierte der Goldpreis an der Shanghai Gold Exchange mit 558,97 Yuan pro Gramm. Zu diesem Zeitpunkt entsprach der Goldpreis in Shanghai umgerechnet 78,79 US-Dollar oder 2.450 US-Dollar pro Unze.

Gleichzeitig wurde Gold an der COMEX (August-Kontrakt) mit 2.384 US-Dollar pro Unze gehandelt. Währenddessen kostete die Feinunze Gold am europäischen Spotmarkt (FOREX) 2.365 US-Dollar. Das heißt, Gold wurde in China weiterhin mit deutlich erhöhten Aufschlägen von bis zu 85 Dollar (wie in der Vorwoche) auf den internationalen Kurs gehandelt.

Goldpreis-Ausblick

Die Kursbewegung am Freitag erinnerte an die konzertierten Abverkaufsgeschäfte früherer Jahre. Auf eine oder wenige große Verkaufsorders folgten weitere Liquidierungen. Dass der Open Interest mit dem Goldpreis-Rückgang gleichzeitig stark zurückkam, verdeutlicht, dass Short-Seller vor dem Wochenende in größerem Stile Positionen glattstellten. Der Druck auf den Goldpreis könnte zu Wochenbeginn noch anhalten. Allerdings spricht vieles dafür, dass sich Gold im weiteren Wochenverlauf wieder oberhalb der Unterstützung von 2.300 US-Dollar stabilisieren kann.

Lesen Sie zu diesem Thema auch unseren Gastbeitrag auf Gold & Co.: Gold im Summer Blues? Warum es gerade jetzt spannend wird!

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10 Kommentare

  1. Da wird sich so mancher freuen, das nun billige Gold nach China zu verfrachten und dort teuer zu verkaufen.
    Wahrscheinlich, das ist die Ironie, sind das die Partner der Shortseller. Ey, Jack, haut doch mal den Goldpreis um 100 Dollar runter, Dienstag verkaufen wir das Zeug mit 300 Dollar Profit den Chinesen.
    Dazu passt die Wutrede des Chefs der deutschen Börse:
    https://www.n-tv.de/wirtschaft/Boersen-Chef-haelt-Wutrede-und-teilt-gegen-Zuwanderer-aus-article24999245.html
    Ohne Kommentare, meint
    maruti
    Ein Teil davon wird schon stimmen.
    (Typ.ntv, den Mann gleich als Rassisten darzustellen.)
    Für Deutsche sicher noch ein Grund, billigeres Gold jetzt dankbar anzunehmen.

    • @Blockbuster
      Ein interessantes Video, danke.
      Es zeigt aber auch, dass eine Demokratie bei bestimmten Dingen nicht funktionieren kan.
      Das ist beispielsweise das Finanzwesen und das Militär.
      Da muss einer das Sagen haben und die anderen müssen gehorchen. Naturgesetze sind eben auch Gesetze.
      Und wer solches nicht akzeptiert, fliegt eben raus aus dem Paradies, wie schon Adam und Eva.

  2. Da ist sie wieder – die berüchtigte Mirakoli-Angst.
    Bitte nicht zu verwechseln mit German-Angst.
    200 € Schrott € tiefer ist doch wunderbar, da muss Maruti noch lange nicht in der Suppenküche Schlange stehen.
    Werde wohl noch 20 kg Silber einlagern, bei unter
    850 € das kg.
    Man gönnt sich ja sonst nichts mehr.
    Ausser mein köstliches Sauerteigbrot – ohne Glyphosat und Abzocke liege ich bei 1,30€ für
    1500 g. Natürlich AISC versteht sich.

    • @Donaustreuner
      Legen Sie einfach eine Gerade an die Oberkante und eine an die Unterkante des 20 Jahres Chart und verlängern diese auf 2025, dann sehen Sie in etwa, wo die Mittellinie liegt. Bei etwas über 2.000 Euro. 2050 Euro kämen hin.
      Momentan liegt der Preis aber noch 100 Euro darüber.
      Unter 2.000 Euro wäre billig, über 2.100 noch teuer.
      Machen Sie das gleiche mit dem Euro oder dem Franken.
      Wollen Sie wirklich zu teuer, weil es noch teurer werden könnte, kaufen ?
      Das wäre nämlich real Angst,

  3. @ Maruti
    Wer schon mehr als genug von dem edlen Zeug rechtzeitig gehamstert hat, braucht nicht in Panik auf einen fahrenden Zug aufspringen und sich die Finger verbrennen.
    Gelegentlich schaue ich auf Charts, besonders beim
    Silber. Silber ist sehr volatil und geht gerne im Sommer rasant in den Keller.
    Bei 850 €/kg ist es sehr billig. Wer nicht nur spekuliert, sondern es ernsthaft als Altersvorsorge kauft und es 10 oder 15 Jahre liegen lässt, kann nichts falsch machen.
    Resale Ware (second hand) gibt es manchmal mit einem spread von ca. 15%. Wir habe dieses Jahr schon mal 30 % Wertzuwachs erlebt.
    This is not the end, this is only the end of the beginning, würde wohl der verblichene Churchill kommentieren.
    Der Goldglobo (die Medaille mit dem Bock) wäre bei etwas unter 1800 € ein klarer Kauf.

  4. @Donaustreuner
    Das Kilo Silber zu 830 Euro hätten Sie auch schon vor 10 Jahren bekommen. Ich habe noch einige Kilobarren von Silber, mittlerweile sind die alle pechschwarz und aus der Firma einige 5 Kg Platten, wo wir früher unsere Keramik Arbeit drauf machten.
    Ebenfalls pechschwarz und unansehnlich.
    Die lagen zum Reinigen immer vor der Haustüre und niemals hat die einer mitgenommen. Jeder dachte, Alteisen vom Küchenherd oder so
    Allzu grossen verlässlichen Wert hat das Silber nicht.
    Es war früher mal monetär, heute ist eher industriell wie Kupfer oder Zinn oder Blei.
    Ich behalte das Zeug traditionell, aber Gold ist anders.
    Vielleicht, weil es immer noch glänzt, selbst wenn Sie es in das grösste Drecksloch schmeissen und dort gammeln lassen.
    Alle Leute, welche etwas vom Geld und Finanzen verstehen, alle Mächtigen und Reichen, von Rothschild bis Rockefeller und Konsorten setzen auf Gold.
    Wir sollten uns dem nicht verschliessen.

  5. @ Maruti
    Natürlich haben sie,wie fast immer, Recht mit ihrer Aussage.
    Gold ist auch bei mir immer die Nummer 1, mein Silberanteil liegt bei ca. 6 %, mein Immobilienanteil und Schrotteuro bewegen sich in ähnlichem Verhältnis und sind nur Beimischung.
    Zeiten ändern sich und unser Planet ist bald bei Gold und Silber leergekratzt.
    Nun beginnt eine neue Rüstunsspirale. Ob Drohnen,
    Panzer oder Marschflugkörper nur mit Kupfer funktionieren ist sehr zweifelhaft. Der boom bei Photovoltaik ist erst in den Kinderschuhen.
    Niemand denkt heute an Bürgerkrieg in der BRD oder an eine islamistische Partei mit absoluter Mehrheit im
    Bundestag oder gar an ein Kalifat.
    Mit Silberlingen bin ich dann liquide, bekomme reichlich Mehl, backe lustig mein Brot und mache den Betongoldeigentümer eine lange Nase!

  6. Diese Woche werden wir sehen, ob die 2.300 Dollar halten oder die Shortseller weiteres Gold locker machen müssen und Richtung Asien gegen Dollars verkaufen.
    Allen Goldkäufern in diesen Tagen rate ich persönlich mit
    einem WC Risiko von 2.000 bis 2.100 Dollar zu rechnen, also einen weiteren Verlust von 200 bis 250 Dollar beim Kauf einzukalkulieren.
    Denn, man erwischt beim Kauf niemals das Tief und auch beim Verkauf selten das Hoch. Das ist bei allem si.
    Kauft man heute bei Media M einen Flachfernseher ( gibt es noch andere?), mag man wetten, dass selbiger 3 Tage später bei Saturn 100 Euro weniger kostet.
    Das muss man verkraften können.
    Ähnliches auch beim Autokauf oder der Urlaubsreise mit FTI oder Schau ins Land.

  7. @Donaustreuner
    Ein paar dutzend silberunzen oder wenige Kilo in Silber ist nicht verkehrt, das Hauptteil sollte auf jedem Fall in Gold sein! Wenn wir solche Bürgerkrieg ähnliche Zustände wie in Frankreich bekommen, wo in manchen Wohngebiete nicht mal die Polizei sich traut. Oder Islamistische Parteien in einige Teile des Landes die oberhand gewinnen, dann ist das Land nicht mehr zu retten. Da wäre für mich auf jeden Fall die Grenze erreicht und das Land zu verlassen, habe nämlich kein Bock bewaffnet wie Rambo durch die Straßen zu laufen. Sollte in Frankreich durch die Partei die den ersten Platz geholt hat eine Regierung gebildet werden, werden diese Probleme im Land eben nicht durch die Polizei, sondern durch das Militär gelöst.
    Im Juli geht’s los bei uns, Mittelmeer feeling. Werde einige Goldunzen mitnehmen und in Haus deponieren, es gibt verdammt viele Wände da.

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