Samstag,20.Juli 2024
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Goldpreis-Einbruch: Spekulanten kalt erwischt

Nach dem Rekordhoch am Dienstag und einem 4-Jahres-Hoch bei den spekulativen Terminkäufen kam der Goldpreis am Freitag stark zurück. Wir analysieren das Geschehen. 

Gold-Rücksetzer nach Allzeithoch

Goldanleger haben erneut eine turbulente Woche erlebt. Am vergangenen Dienstag erreichte der Goldpreis in US-Futures-Handel mit 2.467,80 US-Dollar noch ein neues Allzeithoch. In den folgenden Tagen kam es dann zu einem Abverkauf, so dass Gold bis auf 2.400 US-Dollar zurückkam. Was geschah in diesem Umfeld am US-Terminmarkt? Dazu betrachten wir zunächst die aktuellen CoT-Daten mit dem Positionen der größten Händlergruppen im Geschäft mit Gold-Futures per 16. Juli 2024.

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Die spekulativen Gold-Futures-Händler an der COMEX waren am vergangenen Dienstag (neues Goldpreis-Hoch) so optimistisch positioniert wie seit vier Jahren nicht mehr. Dann kassierten die Short-Seller ab. Bleiben sie am Drücker? (Bild: Goldreporter).

CoT-Daten

Hier stieg die Netto-Short-Position der „Commercials“ gegenüber Vorwoche noch einmal kräftig an, um 10 Prozent auf 309.304 Kontrakte. Darunter befinden sich auch die „Swap Dealers“, denen die Großbanken zugerechnet werden. Und diese Position hat nun den höchsten Wert seit Januar 2021 erreicht.

Auf der Gegenseite nahm die Netto-Long-Position der „Großen Spekulanten“ um knapp 12 Prozent zu 285.024 Kontrakte. Dabei erhöhte das „Managed Money“ seine Nettokäufe um 17 Prozent auf 184.532 Kontrakte. Damit war deren Long-Positionierung bei Gold so hoch wie zuletzt im März 2020, also auf dem Höhepunkt der Corona-Krise.

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Open Interest

Währenddessen hat der Open Interest im Rahmen der wöchentlichen CoT-Daten den höchsten Wert seit März 2022 erreicht, mit zuletzt 579.862 Kontrakten. Damit stieg die Summe aller offenen Gold-Kontrakte an der COMEX gegenüber Vorwoche um 12 Prozent.

Und bis zum Handelsschluss am Freitag ging es noch einmal um 1 Prozent nach oben auf 585.452 Kontrakte. Im Vorwochenvergleich (Freitag bis Freitag) stieg der Open Interest um 6,6 Prozent.

Gold-Optionen

Auch im Handel mit Gold-Optionen an der COMEX stieg der Open Interest deutlich an. Denn am Freitag nach Börsenschluss wurden 1.136.875 offene Options-Geschäfte gemeldet. Das waren 9 Prozent mehr als vor einer Woche. Dabei nahm die Put/Call-Ratio zu auf 0,591 (Vorwoche: 0,578). Das heißt, auf 100 Put-Optionen kamen zuletzt 169 Call-Optionen. In der Vorwoche waren es 173. Damit ist der übergeordnete Goldpreis-Optimismus im Optionshandel noch einmal etwas zurückgekommen.

Goldpreis-Entwicklung

Der Goldpreis setzte diese Woche im US-Futures-Handel eine neue Bestmarke. Wie bereits eingangs erwähnt. Allerdings nur auf Dollar-Basis. In Euro gerechnet besteht weiterhin das Rekordhoch vom 19. April 2024 mit 2.264,99 Euro.

Am vergangenen Dienstag lieg der Kurs im Tagesverlauf bis auf 2.487 US-Dollar. Aber kurz darauf knickte der Goldpreis nach Eröffnung des US-Terminhandels deutlich ein und sank zeitweise auf 2.424 US-Dollar. Schon am Vortag hatten wir nach US-Börsenstart einen Kursknick erlebt.

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Goldpreis in US-Dollar, US-Futures (August-Kontrakt), 1 Woche: Gegenüber Vorwoche ging es um 0,7 Prozent abwärts. Am Freitag sank der Goldpreis um 1,8 Prozent (Quelle: CME Group).

Im späteren Wochenverkauf kamen dann die Anschlussverkäufe ging es kontinuierlich nach unten. Der Goldpreis schloss dann auf Wochentief bei 2.402 US-Dollar pro Unze. Das Settlement lag aber bei 2.399,10. Damit verbilligte sich Gold im Vorwochenvergleich um 0,7 Prozent.

COMEX-Gold-Lager

Unterdessen stiegen die Goldbestände in den COMEX-Tresoren nun vier Wochen in Folge in kleinen Portionen. Innerhalb einer Woche kamen noch einmal 130.000 Unzen hinzu auf zuletzt 17,82 Millionen Unzen (Vorwoche: +80.000). Dabei stiegen die zur sofortigen Auslieferung an Kunden verfügbaren Gold-Bestände der Kategorie „eligible“ um 140.000 Unzen zu auf 10,04 Millionen Unzen (alle Zahlen gerundet).

Allerdings ist die physische Gold-Deckung der COMEX-Geschäfte weiter gesunken. Denn bei einem Open Interest von 585.452 Kontrakten handelten Trader Ende der vergangenen Handelswoche insgesamt 58.545.200 Unzen Gold in Form von Standard-Futures (100 Unzen pro Vertrag). Das heißt, der Gold-Futures-Handel an der COMEX war am Freitag nur noch zu 30 Prozent mit entsprechenden Lagerbeständen gedeckt (Vorwoche: 32 %).

Lieferanträge

Diese Unterdeckung wird vom Börsen-Betreiber damit gerechtfertigt, dass nur ein Bruchteil der Futures-Verträge tatsächlich physisch abgewickelt werden. Das heißt, am Ende des Kontrakt-Monats schließen die Parteien ihre Positionen hauptsächlich per Barausgleich. Wie hoch der Anteil ist, kann man ebenfalls aus einer wöchentlichen Pflichtmitteilung ersehen.

So meldete die Börsenaufsicht CFTC für den Kontraktmonat Juli nun 3.651 Anträge auf physische Auslieferung von Gold. Damit kamen innerhalb einer Woche 546 hinzu (Vorwoche: +416).

Zum Vergleich: Im Vormonat waren es insgesamt 30.728 „delivery notices“. Dagegen bestanden im bisherigen Rekordmonat (Juni 2020) Händler 55.102-mal auf physische Auslieferung des als Futures gehandelten Goldes.

Gold in China

Betrachten wir die Preisentwicklung in China. Am Donnerstagnachmittag um 14:30 Uhr (8:30 Uhr Berlin; 2:30 Uhr New York) notierte der Goldpreis an der Shanghai Gold Exchange mit 577,12 Yuan pro Gramm. Zu diesem Zeitpunkt entsprach der Goldpreis in Shanghai umgerechnet 81,17 US-Dollar oder 2.524 US-Dollar pro Unze.

Gleichzeitig kostete die Feinunze Gold am europäischen Spotmarkt (FOREX) 2.471 US-Dollar. Das heißt, Gold wurde in China mit Aufschlägen von rund 53 Dollar auf den internationalen Kurs gehandelt (Vorwoche: 74 Dollar).

Goldpreis-Ausblick

Der Abverkauf nach dem neuen Rekord war für viele überraschend, man kann ihn aber nicht als ungewöhnlich bezeichnen. Aus charttechnischer Sicht hatten wir nach dem Kaufsignal in der Woche vom 3. Juli ein kurzfristiges Kursziel von 2.442 US-Dollar genannt. Das war eine Woche später erreicht worden (Goldpreis knackt Rekordhoch! Was geschieht jetzt?). Mit den jüngsten Schlusskursen ist der Aufwärtstrend seit Ende Juni noch gerade so intakt. Steigender Open Interest bei gleichzeitig fallendem Goldpreis ist eigentlich ein Signal kurzfristiger Marktschwäche. Zumindest ließ sich bis zum Wochenende keine Welle an Short-Eindeckungen feststellen. 

Aus fundamentaler Sicht könnte der Goldpreis schnell wieder anziehen, sollte es Signale geben, dass die US-Notenbank möglicherweise doch schon Ende Juli die Leitzinsen senken. Die schwächelnde US-Konjunktur könnte einen solchen Schritt rechtfertigen. Diesbezüglich ist die nächste Woche von entscheidender Bedeutung. Unter anderem werden die erste Schätzung des US-Wirtschaftswachstums im zweiten Quartal und der PCE-Preisindex gemeldet.

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